Anna Penn
opal realm
29.04.22–03.06.22


Eng

In the exhibition opal realm, Anna Penn presents a new series of analogue photographs at G10. Her detailed photos explore the nuances of natural interstices in a seemingly desolate wilderness: wildly overgrown urban nooks and crannies appear in our cities and only become visible through precise observation. Captured at night, the sprawling plants open up a visual language beyond topography and spatial boundaries. Their varying shapes refer to an existing world, but their details invite us to discover the roots within them. Monochrome surfaces suggest bodies that build a contrast to their fast-growing, chaotically charged environments. Penn’s imagery transforms the visual space into an immaterial, poetic imaginary world.
        The delicate realm of plants only rises during the nocturnal darkness, when humanly generated stimuli and impulses subside. The plant called Withywind is the focus of Penn’s photographic series. The parasitic nature of the Withywind reveals itself in this sphere, which the artist captures on an enlarged scale and fragments into individual parts. The small, almost translucent blossoms reproduce by letting their long-haired, white-felted pistils being blown away and thus disseminating in humid and windy climate. Due to its weight and size, the Withywind deprives other plants of vital light in its habitat and even damages them to the point of death. It is an organism that does not dependent on human care and takes up space despite hostile environments, thereby becoming the dominator of the microcosmos. Penn explores the parasitic plant in a nocturnal in-between world where its delicate, hairy arms glow in artificial light and where its feathery bodies catch the dust of the road.
        The textured, rough-looking surfaces of her photographs act as a boundary and create a setting for seeking, appearing and perceiving. When the gaze meets the materiality of the black and white surfaces, the discrepancy between the outer world and the presumed interior sphere becomes palpable. A milky light covers the visual sujet, veils the motif and creates an opaque image detail that captures the plant world in its impenetrability.

Anna Penn

(*1995 in Leipzig) has been studying Fine Art at the Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main since 2019.

Text: Carolina Maddè
Photography: Nils Heck





De

Die Künstlerin Anna Penn präsentiert in der Ausstellung opal realm eine neue Serie analoger Fotografien im G10 Projektraum. Ihre Detailaufnahmen untersuchen die Feinheiten natürlicher Zwischenräume in einer vermeintlichen Ödnis: Wild bewachsene Winkel, die sich in unseren Städten selbst erschaffen und denen wir uns nur durch präzise Beobachtung nähern können. Die bei Nacht fotografierten, wuchernden Pflanzen eröffnen eine Formensprache abseits von Topografie und räumlicher Begrenzung. Sie nehmen Bezug zur existierenden Welt, doch ihre Details fordern dazu auf, das Elementare in ihr zu entdecken. Monochrome Flächen deuten Körper an, die im Kontrast stehen zu den schnell wachsenden, chaotisch aufgeladenen Städte um sie herum. Penns Bildwelt überwindet das Objekthafte und verwandelt den Ort in eine immaterielle, poetische Imaginationswelt.
        Erst in der nächtlichen Dunkelheit, in der menschlich erzeugte Reize und Impulse nachlassen, eröffnet sich das zarte Reich der Pflanzen. Die in diesem Ökosystem wachsende Gemeine Waldrebe ist im Fokus von Penns neuer Fotoserie. Die parasitäre Natur der Gemeinen Waldrebe wird von der Künstlerin festgehalten und durch Vergrößerung in ihre einzelnen Partien fragmentiert. Ihre kleine, beinahe transluzente Blüte verweht zur Fortpflanzung ihre langbehaarten, weißfilzigen Stempel, wodurch sie auf Wind oder Nässe angewiesen ist. In ihrem Habitat entzieht die Waldrebe durch ihr Gewicht und Größe anderen Pflanzen das lebensnotwendige Licht und schädigt diese gar bis zum Absterben. Ihr Organismus, der nicht auf menschliche Fürsorge angewiesen ist, nimmt sich trotz feindlicher Umgebung seinen eigenen Raum. So wird die Rebe zur Antagonistin eines Mikrokosmos. Penn untersucht die parasitäre Pflanze in einer nächtlichen Zwischenwelt, in der ihre feingliedrigen, haarigen Arme im künstlichen Licht glühen und in der sie mit ihrem federartigen Körper den Straßenstaub auffängt.
        Die strukturierte, grob anmutende Oberfläche von Penns Fotografien wirkt wie eine physische Grenze und wird zu einem Schauplatz für das Aufeinandertreffen des Suchens, Erscheinens und Wahrnehmens. Sobald der betrachtende Blick auf die Materialität der schwarz-weißen Oberflächen trifft, wird die Diskrepanz zwischen Außen und vermutetem Inneren spürbar. Ein milchiges Licht legt sich über das Sujet, verhüllt das Motiv und ermöglicht einen opaken Bildausschnitt, der die Pflanzenwelt in ihrer Undurchdringbarkeit einfängt.

Anna Penn

(*1995 in Leipzig) studiert seit 2019 Freie Kunst an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main.  

Termine:
Vernissage: 29.04.22, 19 Uhr
Open Door & Führung: 10.05.22, 19 Uhr
Open Door & Führung: 17.05.22, 19 Uhr
Finissage: 03.06.22, 19 Uhr
Zur Finissage wird eine Musikalische Performance von D.M. Schmitt stattfinden.






           Text: Carolina Maddè
Photography: Nils Heck